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Koordinative Übungen im Schwimmen. Ihre Definition und Nutzung

Koordinative Fähigkeiten im Schwimmen

Unter koordinativen Fähigkeiten versteht man das präzise Zusammenspiel verschiedener Teilprozesse innerhalb des menschlichen Bewegungssystems. In sportlichem Kontext bedeutet das die enge Verknüpfung von Informationsaufnahme, -weiterleitung, -verarbeitung und -speicherung mit der anschließenden Umsetzung dieser Informationen in gezielte Bewegungen.

Die Informationsaufnahme erfolgt über unsere Sinnesorgane – Augen, Ohren, Haut – sowie über kinästhetische Rezeptoren in Muskeln, Gelenken und Sehnen. Über afferente Nervenbahnen werden diese Informationen an das Gehirn weitergeleitet. Dort findet die Verarbeitung und Bewertung der Reize statt, bevor sie über das zentrale Nervensystem als motorische Befehle an die Muskulatur weitergegeben werden. So entstehen Bewegungen, die durch koordinative Fähigkeiten fein abgestimmt und präzise ausgeführt werden. Diese koordinativen Fähigkeiten sind eine der wichtigsten Einflussgrößen auf die motorische Leistung – neben den konditionellen Fähigkeiten wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit.

Wenn wir unsere koordinativen Fähigkeiten trainieren, verbessern wir automatisch auch unsere motorische Leistung. Eine höhere Bewegungseffizienz bedeutet: Du wirst schneller, sicherer und energiesparender, ohne zwingend mehr Kraft oder Ausdauer aufzubauen. Besonders im Schwimmen sorgt eine ausgeprägte Koordination dafür, dass Du das Wasser besser „greifst“ und Deine Bewegungen harmonischer werden. Mehr dazu findest Du im Artikel zur Verbesserung Deiner Schwimmeffizienz.

Welche koordinativen Fähigkeiten gibt es?

Die koordinativen Fähigkeiten lassen sich in sieben Teilbereiche untergliedern, die in jeder sportlichen Bewegung ineinandergreifen:

1. Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit:
Sie beschreibt die Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen und Teilkörperbewegungen. Je besser diese Fähigkeit ausgeprägt ist, desto genauer und ökonomischer ist die Bewegung.
Beispiel: Im Schwimmen bedeutet das, mit jedem Armzug möglichst viel Vortrieb zu erzeugen – unabhängig von der Schwimmlage.

2. Reaktionsfähigkeit:
Darunter versteht man die Fähigkeit, auf ein Signal hin schnell und angemessen zu reagieren.
Beispiel: Der Startsprung nach dem Startsignal ist ein klassisches Beispiel für Reaktionsfähigkeit im Schwimmen.

3. Kopplungsfähigkeit:
Sie beschreibt die Fähigkeit, Teilbewegungen räumlich, zeitlich und dynamisch aufeinander abzustimmen.
Beispiel: Bei der Wende im Schwimmen müssen Armzug, Drehung und Abstoß perfekt zusammenspielen.

4. Orientierungsfähigkeit:
Damit ist die Fähigkeit gemeint, die eigene Position im Raum zu bestimmen und Bewegungen zielgerichtet anzupassen.
Beispiel: In der Wendephase hilft eine gute Orientierung, den richtigen Abstand zur Wand zu treffen und sich optimal abzustoßen.

5. Gleichgewichtsfähigkeit:
Diese Fähigkeit hält den Körper im Gleichgewicht oder stellt ihn nach einer Störung wieder her.
Beispiel: Beim dynamischen Staffelstart oder beim Sprung vom Block bleibt der Körper trotz Bewegungsänderung stabil.

6. Umstellungsfähigkeit:
Sie ermöglicht, Bewegungen spontan an veränderte Bedingungen anzupassen oder neue Bewegungsmuster einzuleiten.
Beispiel: Wenn beim Rennen etwas nicht nach Plan läuft, kann ein schneller Technikwechsel entscheidend sein.

7. Rhythmisierungsfähigkeit:
Darunter versteht man die Fähigkeit, äußere oder innere Rhythmen zu erkennen und in Bewegung umzusetzen.
Beispiel: Schwimmer entwickeln für jede Distanz einen eigenen Bewegungsrhythmus, der entscheidend für ein konstantes Tempo ist.

Die Trainierbarkeit von koordinativen Fähigkeiten

Koordinative Fähigkeiten sind nicht angeboren, sondern werden im Laufe der Entwicklung erlernt. Besonders gut trainierbar sind sie im Alter von 7 bis 12 Jahren, wenn Kinder ein hohes Maß an Lernfähigkeit besitzen. Deshalb ist es wichtig, in dieser Phase viele verschiedene Bewegungen und Sportarten kennenzulernen, um ein breites Fundament an Bewegungserfahrungen zu schaffen.

Aber auch Erwachsene können ihre koordinativen Fähigkeiten gezielt verbessern. Durch regelmäßiges Üben neuer Bewegungsmuster bleibt das Nervensystem flexibel, die Bewegungssteuerung verfeinert sich und technische Lernprozesse verlaufen effizienter. Je mehr Bewegungsmuster Du beherrschst, desto leichter fällt es Dir, neue Techniken zu erlernen – ein entscheidender Vorteil im Schwimmsport.

Ein gut ausgeprägtes koordinatives System hängt außerdem eng mit dem Wassergefühl zusammen. Je besser Du Deine Körperposition, Wasserlage und Druckpunkte wahrnimmst, desto harmonischer wird Dein Schwimmstil. Studien wie „The Effect of a Coordinative Training in Young Swimmers’ Performance“ zeigen, dass allein durch koordinatives Training – ohne Technikunterricht – die Schwimmgeschwindigkeit und Effizienz signifikant steigen können.

Koordinative Übungen fürs Schwimmtraining

Hier findest Du einige Beispiele, wie Du koordinative Fähigkeiten direkt im Schwimmtraining fördern kannst. Die Übungen sind von leicht bis anspruchsvoll sortiert:

  1. Einarmiges, einbeiniges Schwimmen:
    Fokus auf das Bewegungsmuster und nicht auf die Technik. Ideal, um das Zusammenspiel der Körperhälften zu schulen.
  2. Kombilagen:
    Zwei Schwimmlagen werden kombiniert (z. B. Kraul-Arme mit Brust-Beinen). Perfekt fürs Einschwimmen und zur Aktivierung verschiedener Bewegungsketten.
  3. Rollen auf der Bahn:
    Baue Vorwärts- oder Rückwärtsrollen in Dein Training ein. Das stärkt Orientierung und Gleichgewicht.
  4. Linke Seite / rechte Seite:
    Eine Seite schwimmt Kraul, die andere Brust. Eine komplexe Übung für Kopplungs- und Differenzierungsfähigkeit.
  5. Überkreuztes Schwimmen:
    Linker Arm und rechtes Bein schwimmen Kraul, die Gegenseite Brust. Sehr anspruchsvoll, ideal für Fortgeschrittene.

Fazit: Koordinative Fähigkeiten als Schlüssel zum Fortschritt

Koordinative Fähigkeiten sind das Fundament jeder sportlichen Bewegung. Sie entscheiden darüber, wie präzise, effizient und ökonomisch Du Dich im Wasser bewegst. Je besser Deine Koordination, desto höher Deine technische Qualität – und desto leichter erreichst Du Deine sportlichen Ziele.

Bleib kreativ, variiere Dein Training und arbeite regelmäßig an Deinen koordinativen Fähigkeiten – denn frei nach dem Motto: Swim Smart, Get Faster!

Hier findest du uns auch mit regelmäßigen Content um das Schwimmen!

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